Jesus widerspricht der Erfahrung seiner Apostel und unserer Erfahrung. Wir sind an die physische Gegenwart unserer Lieben gebunden. Unsere Existenz findet mit ihnen und durch sie statt. Wenn es jedoch geschieht und sie uns verlassen, vor allem durch den Tod, werden wir orientierungslos und sind verloren. Wir vermissen wir sie gänzlich.
Christus erläutert seinen Jüngern, dass es für sie von Vorteil sei, wenn er von ihnen ginge. In der Gegenwart Jesus, hatten seine Freunde immer eine nur unvollkommene Kenntnis des göttlichen Mysteriums. Gott belässt den Menschen innerhalb der Grenzen von Raum und Zeit. Sie können nicht das vollständige Geheimnis des Glaubens begreifen. Dies ist der menschlichen Intelligenz geschuldet. Sie ist begrenzt. Ihr Urteilsvermögen ist bisweilen verzerrt.
Es ist der Geist der Wahrheit, den Jesus vom Vater senden wird und der die Apostel in die ganze Wahrheit führen wird. Jesus ist auferstanden, zum Vater zurückgekehrt, lebte in vollkommener Gemeinschaft mit ihm. Alles, was dem Einen ist, kommt auch dem Anderen zu. Jesus behält nicht für sich eifersüchtig die Liebe, die Wahrheit, das Leben, welche er vom Vater empfängt. Er vermittelt diese dem Heiligen Geist, derselbe tut dieses den Aposteln kund, als auch jedem Menschen, der ihm sein Herz im Verlauf der Geschichte öffnet.
Keine Person in der Dreifaltigkeit ist in sich abgeschlossen. Die Liebe, zirkuliert, die empfängt sich, teilt sich mit, vermittelt und begründet eine ausstrahlende Intimität von Sein, Leben und Glück.
Kirchenfenster „Dreifaltigkeit“, Basilika zur Unbefleckten Empfängnis in Lourdes.
Unsere wahre Identität als Christen kommt zum Vorschein. Der Vater, der uns erschafft, der Sohn, der uns rettet, der Geist, der uns entflammt, gibt uns die Gnade, uns mit ihrer Einheit zu verbinden und ihre ewige Freude schon in dieser Welt zu verkosten.
Wunder und Dramen gehen sich in unserer Welt Hand in Hand. Ihre Entfaltung verstört unsere Orientierung und lässt uns manchmal an der Zukunft zweifeln. Doch die Weisheit Gottes, der Geist Gottes, ist da, unsichtbar am Werk. Wahrnehmbar oder verborgen offenbaren sie die Herrlichkeit Gottes. Sie helfen uns, in der Kirche die Einheit zu leben, die als Quelle und Vorbild, die des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes hat.
Gemeinsam mit dem heiligen Paulus glauben wir, dass wir unsere Würde auf der Hoffnung gründen können, an der Herrlichkeit Gottes teilzuhaben. Diese Hoffnung enttäuscht nicht. Selig sind wir, wenn wir es annehmen, arm an Selbstgefälligkeit, den Reichtum dieser Herrschaft der Liebe zu empfangen, zu der uns die Jungfrau Maria und die heilige Bernadette den Weg weisen!
Bischof Jean-Paul Jaeger,
Bischof von Arras (Frankreich)